2020 Depeche Mode "SPiRiTS IN THE FOREST" DVD/BLU-RAY | "LiVE SPiRiTS SOUNDTRACK" CD
21 Aug 2018, 23:34
Country:
Совсем недавно Антон корбейн снял на лесной сцене финальные шоу „Global Spirit Tour“ Depeche Mode, результат должен появиться на DVD позже.
Anton Corbijn über Berlin „Die besten Fotos zeigen Menschlichkeit“
Erst kürzlich hat Anton Corbijn in der Waldbühne die finalen Shows der „Global Spirit Tour“ von Depeche Mode gefilmt – das Ergebnis soll zu einem späteren Zeitpunkt auf DVD erscheinen. Für die Briten übernahm er auch das Bühnen-Design. Ob U2, Herbert Grönemeyer, Mick Jagger in Frauenklamotten oder Michael Stipe auf dem Klo – Anton Corbijn hatte sie alle vor der Kamera. Der große Durchbruch als Fotograf gelang dem niederländischen Pastorensohn 1987 mit der Gestaltung des „Joshua Tree“-Albums von U2.
Mit dem Film „Control“ über die britische Band Joy Division erntete er 2008 auch Lorbeeren als Regisseur. Für die „Global Spirit Tour“ von Depeche Mode gestaltete er jüngst das Bühnen-Design. Bei der Gruppenausstellung „Made in Berlin“ in der Galerie Camera Work in Charlottenburg, die noch bis zum 25. August läuft, hängen auch einige von Corbijns Arbeiten.
Im Bucerius Kunst Forum in Hamburg gibt es bis Januar eine Ausstellung mit einem Querschnitt seines fotografischen Schaffens. Im Interview erzählt der Künstler von seiner Arbeit mit dem Who is Who der Musikgeschichte, und warum Joe Cocker seine Bilder hasste.
Herr Corbijn, es gibt derzeit zwei Ausstellungen in Deutschland, wo man Ihre Bilder sehen kann. In Hamburg wird ein Querschnitt Ihrer Arbeiten präsentiert, in Berlin Bilder, die in der Hauptstadt entstanden sind.
Das Motto der Berliner Gruppenausstellung ist „Made in Berlin“. Die Fotos von Alexandra Maria Lara und Nicolette Krebitz sind für eine Magazin-Serie über Schauspielerinnen in Berlin entstanden. Man sieht die Häuserblocks der Stadt im Hintergrund. Dann gibt es noch ein Foto von Blixa Bargeld, das sowohl in Hamburg als auch in Berlin hängt.
Wie ist das entstanden?
Von 1980 bis 1985 war ich Hauptfotograf für die englische Musikzeitschrift NME und habe in der Zeit alle wichtigen Bands abgelichtet. Auch meine ersten Begegnungen mit U2 und Depeche Mode kamen so zustande. Eine weitere Band waren die Einstürzenden Neubauten. Für das Shooting reiste ich nach Berlin. Das Foto war nur ein Einzelschuss von Blixa. Im Laufe der Jahre hat es an Aussagekraft gewonnen. Es hat diesen anarchistischen Vibe. Blixa sieht darauf aus, als wäre er Poseidon, der Gott der Meere.
Arbeiten Sie gerne in Berlin?
Oh ja, es ist ein fantastischer Platz zum Fotografieren. Und mir gefällt der entspannte Lebensstil. Es gibt viele grüne Parks, du kannst Fahrrad fahren, was ich gerne tue. Berlin ist sehr lebenswert. Die Stadt hat etwas Bodenständiges, gleichzeitig ist sie aber auch aufregend und sehr undeutsch. Ich würde mir nur wünschen, dass sie aufhören würden, in Berlin weiter zu bauen. Denn wenn es so weitergeht, wird die Stadt in zehn Jahren wieder eine total andere sein – und vielleicht nicht unbedingt eine Bessere.
Haben Sie eine Lieblingsecke?
Ich mag den kleinen Platz um die Zionskirche herum, eingerahmt von den Bäumen. Es ist eine wunderschöne Kirche. Dort bin ich immer wieder gerne.
Hat das mit Ihrem religiösen Aufwachsen zu tun, dass Sie sich für Kirchen und Friedhöfe interessieren? Ihr Vater war Pastor.
Ja, es ist sehr schwierig, dem zu entfliehen, wo du herkommst. Es ist einfach da, ob mir das nun gefällt oder nicht, also auch irgendwo in meiner Arbeit. An einigen Tagen stärker als sonst. Manchmal gehe ich etwas katholischer zu Werke, aber es fällt dann irgendwann wieder ins Protestantische zurück. (lacht)
In London soll Herbert Grönemeyer Ihr Nachbar gewesen sein. Wie war der so?
Schrecklich! Er klingelte ständig, um Zucker auszuleihen. (lacht) Nein, mal im Ernst: Herbert ist großartig – als Nachbar und als Freund. Herbert ist immer noch einer meiner engsten Freunde und jemand, der mir viel bedeutet.
Er gehört zu den vielen berühmten Musikern, die Sie abgelichtet haben. Können Sie mit dem Begriff Rockfotograf was anfangen?
In Bezug auf meine Person? Nein. Ich mag den Begriff nicht.
Was gefällt Ihnen daran nicht?
Bei Rockfotografie geht es darum, wer auf dem Bild ist und nicht, was du mit dem Foto machst. Jedes Bild von Bon Jovi ist Rockfotografie. Ich habe stets versucht, Fotos zu machen, die du aus ihrer Welt herausnehmen, woanders hinpacken und dann immer noch lieben kannst. Sie sind nicht abhängig von der Musikwelt. Es ist Porträtfotografie. Die Fotos sollen zu Menschen sprechen, selbst wenn sie die Person auf dem Foto nicht kennen. Das ist der Unterschied zu anderen, die Fotos von Musikern machen.
Sie wurden berühmt für Ihre grobkörnigen Schwarz-Weiß-Fotografien. Wie kam’s?.
Ein Teil der Ästhetik ist der Tatsache geschuldet, dass ich Anfang der Siebziger kein Geld hatte. Ich konnte mir nur Schwarz-Weiß-Filme leisten. Es geschah also aus der Not heraus. Außerdem waren die Künstler, die ich anfangs fotografierte, nicht so bekannt und wurden nur in Schwarz-weiß-Magazinen gedruckt. Als ich es mir schließlich leisten konnte, so zu fotografieren wie ich wollte, kam ich zu der Ansicht, dass schwarz-weiß kein Handicap ist, sondern die bessere Wahl. Aber ich habe es nicht gewählt, um ästhetisch anders zu sein.
Anfangs hat die Ästhetik auch nicht jedem gefallen.
Das stimmt. Ich habe damals Bands für die Plattenfirma Ariola fotografiert. Sie schrieben mir irgendwann einen Brief, dass meine Bilder zu dunkel seien und sie nicht mehr mit mir arbeiten wollten. Ich weiß gar nicht, ob ich den Brief noch habe. Das ist 40 Jahre her.
Normalerweise sind Fotografen Beobachter. Inwieweit sind Sie mittlerweile selbst Teil der Popkultur?
Das hat sich entwickelt. Erst in den späten Achtzigern, speziell durch das Albumcover von U2s „Joshua Tree“, wurde meine Bildsprache zu dem, was die Leute mit der Musik oder den Musikern assoziierten. Das war der Wendepunkt für meine Karriere. Aber ich versuche immer noch der Underdog zu sein. Denn das Einzige, was sich wirklich verändert hat, ist die Höhe der Lohnschecks.
Wie entsteht die Intimität Ihrer Fotos?
Ich habe kein Fotostudio, wo die Personen mich aufsuchen. Ich reise immer dorthin, wo die Leute sind. Wir sind also meistens in ihrem Umfeld. Die Situation ist Teil des Fotos. Ich achte darauf, dass sie sich nicht überfallen fühlen. Manchmal ist noch mein Assistent dabei. Ich manipuliere kein Licht, es fühlt sich nicht wie ein kontrolliertes Fotoshooting an. Es passiert nur zwischen mir und der Person, die ich fotografiere. Das hilft, dass sich die Musiker menschlich fühlen. Die besten Fotos zeigen meiner Meinung nach Menschlichkeit.
Was denken Sie, wenn Sie Ihre eigenen Bilder betrachten?
Generell bin ich stolz auf meine Arbeit. Es ist nicht ganz einfach, ein Bild zu machen, auf das du fünf, zehn oder 20 Jahre später zurückblickst und immer noch fühlst, dass du etwas damit erreicht hast. Und klar, es gibt auch Fotos, mit denen ich lieber nicht noch mal konfrontiert werden würde.
Wie würden Sie den Einfluss der Niederlande auf Ihre Arbeit beschreiben?
Als Heranwachsender fühlte sich alles außerhalb des Dorfes, in dem ich die ersten elf Jahre verbracht habe, wie das gelobte Land an. Die Holländer sind generell sehr offen. Aber dort, wo ich aufgewachsen bin, in Strijen südlich von Rotterdam, war es nicht so. Den größten Einfluss hatte wohl die flache Landschaft. Du läufst durch die Felder und bist immer auf der Suche nach dem Himmel. Ich denke, in meinen frühen Bildern konnte man anhand der Bildkomposition ablesen, aus was für einer Gegend ich stamme. Aber später habe ich 30 Jahre in England gewohnt. Ein Teil von mir ist angelsächsisch.
Die in der Waldbühne zum Abschluss gekommene „Global Spirit Tour“ von Depeche Mode wurde zur erfolgreichsten Tournee ihrer Karriere. Sie haben dafür das Stagedesign entworfen.
Ja, lustigerweise ist das aber nicht mein Lieblings-Stagedesign, das ich für Depeche Mode gemacht habe. Es ist nach all den Jahren auch etwas schwierig. Die letzten Tourneen zeigten immer nur Variationen eines Themas. Die Band weiß genau, wo sie auf der Bühne stehen will – das limitiert die Möglichkeiten. Du kannst also nur wenige Dinge ändern, wie das Material, aus dem Dinge sind oder die Größe der Bildschirme. Die größte Veränderung war diesmal das Licht. Und natürlich habe ich neue Filme produziert. Depeche Mode sind aber keine Leute, die sich wahnsinnig bemühen, um erfolgreich zu sein. Umso erstaunlicher ist es zu sehen, wie erfolgreich sie tatsächlich wurden.
Sie haben das Image von Depeche Mode und U2 maßgeblich geprägt. Gibt es so was heute überhaupt noch?
Es gibt immer noch Rockstars, die sich eine Karriere lang binden anstatt nur für ein Albumcover. Es ist nur seltener geworden als zu Zeiten von Pink Floyd. Die Stones haben seit 20 Jahren denselben Lichtdesigner. Aber es stimmt schon, es ist ungewöhnlich, dass ich speziell mit Depeche Mode schon so lange zusammen arbeite. Und das Schöne daran ist, dass es organisch gewachsen ist und nie so geplant war. Es ist also nicht so, dass sie 20 Jahre an mich gebunden waren. Noch heute arbeite ich immer nur für das laufende Projekt mit ihnen.
Und das macht immer noch Spaß?
Mir gefällt es, wenn wir etwas Interessantes machen. Depeche Mode sind eine Band, die nicht viel kommuniziert. Albumcover und Bühne sind ihre Wege der Kommunikation. Die Musik ist natürlich das Wichtigste. Aber an zweiter Stelle kommen die Visuals. Was auch immer du für sie machst, ist also Teil ihrer Sprache. Anders bei U2, die auch viel durch Interviews kommunizieren.
Sie haben für U2 das aktuelle Albumcover „Songs Of Experience“ fotografiert, auf dem die Tochter von Edge und der Sohn von Bono zu sehen sind.
Das war eine Idee der Band. Die Original-Fotos sind schon 2015 entstanden. Dann haben wir so viele Sachen ausprobiert, dass ich den Überblick verloren hatte. Aber so, wie es jetzt ist, bin ich glücklich damit, weil es ein aussagekräftiges Foto ist und es eine Verbindung zu früheren Albumcovern gibt. Im Vergleich dazu war das „Joshua Tree“-Albumcover aber das größere Abenteuer.
Was würden Sie sagen, wenn eine Newcomer-Band Sie heute bitten würde, ob Sie sie fotografieren?
Es wäre sehr unwahrscheinlich, dass ich ja sage. Ich will mich selbst nicht wiederholen. Da gibt es nichts zu lernen für mich. Und wenn du ein 18-jähriger Musiker bist und einen Fotografen fragst, der über 60 ist, läuft es wohl auch falsch. Als ich selbst 18 war, war ich mit solchen Leuten befreundet, hing mit ihnen ab und machte meine Fotos. Aber heute habe ich andere Lieben und das Interesse an dieser Welt verloren. Ich verbringe meine Zeit lieber an einem Film.
Gibt es da momentan ein Projekt?
Ja, ich bereite gerade einen Film vor. Als Regisseur lege ich immer wert darauf, auch ins Drehbuch involviert zu sein. Er handelt von den Rassengesetzen Mitte des letzten Jahrhunderts im Süden von Amerika und basiert auf dem Buch „Devil In The Grove“ von Gilbert King, das den Pulitzer Preis gewann. Außerdem habe ich im letzten Jahr einen Film über U2 gedreht, der hoffentlich 2019 in die Kinos kommt. So ganz kann ich von der Musik dann doch nicht lassen.